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Reinhard Mey

 

 
Tour-Termin 2008
Mo. 17.11.2008 Congress Innsbruck

Beginn: jeweils 20.00 Uhr

 

„Ich wollte wie Orpheus singen“ sang er, als er vor über vier Jahrzehnten beim legendären
Burg Waldeck Festival zum ersten Mal allein auf der Bühne stand. Mit seinen Liedern die
Sinne der Menschen erreichen, wollte er, ihre Herzen berühren und ihren Verstand herausfordern. Klare, grade Lieder sollten es sein, ohne Schnörkel, ohne falsches Pathos, das ungeschönte, ehrliche Spiegelbild der Gedanken und Gefühle des Sängers. Und genau so grade und ungekünstelt sollten sie zu singen sein: Wie Orpheus eine Lyra, mußte ihm eine Gitarre zur Begleitung genügen, um mit minimalen szenischen Mitteln alle Energie auf das Wesentliche zu bündeln: Auf das Lied im Vordergrund, auf die Worte und die Melodie, die sie trägt. Keine Feuerwerkskörper, keine Nebelmaschine, keine Lichtorgel, kein Brimborium, das ablenkt. Mit der Sicherheit dessen, der von einer Idee beseelt ist, der für ein Ideal brennt, der ein klares Bild seines Weges vor Augen hat, wußte er vom ersten Lied an, was er wollte – und was er nicht wollte! Und mit derselben Sicherheit ist er diesen Weg gegangen, unbeirrt durch Widerstände, unverbogen durch Erfolge und gänzlich unberührt von Versuchungen und Verlockungen, den leichteren Weg zu wählen.  

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Anfang der 70er Jahre regneten die ersten Goldenen Schallplatten auf ihn herab, aber er hatte
zuvor lange genug „im kalten Regen gestanden“ („Freundliche Gesichter“), um die Rückseite '
der Medaillen zu kennen und sich beim Lächeln manches Gratulanten noch dessen ehemals
mitleidiger Ablehnung zu erinnern. Zu lang war der Weg bis dahin und zu steinig, als dass ihn
so viel plötzlicher Glanz noch hätte blenden können. Und es konnte ihn nicht aus dem Lot
bringen, als ihn sein Publikum aus den Kellertheatern in die großen Theater und aus den
Clubs in die Konzertsäle trug: Es war die Erfüllung seines Wunsches und er hatte lange dafür
gerungen und gesungen. Es war die Zeit der ersten großen Tournee mit dem grade mutig in
die Selbständigkeit aufgebrochenen Veranstalter Peter Graumann. Eine Begegnung, aus der
eine lebenslange Partnerschaft und Freundschaft werden sollte. Viele hundert Konzerte haben
die beiden bestritten, ein paar Mal dabei den Umfang des Erdballs auf den Straßen
Deutschlands, Frankreichs, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Österreichs und der Schweiz
abgefahren. Die „Silberhochzeit“ haben die beiden lange hinter sich, sind längst zur kleinsten
Großen Tournee auf dem Kontinent geworden. Dabei haben sie – absolut einmalig in diesem
Haifischbecken - nie einen schriftlichen Vertrag miteinander gehabt, ihre Zusammenarbeit
beruht auf einem Wort und einem Handschlag im Jahre 1971.

Reinhard Mey ist Freigeist, Freidenker, einer, der es von seinen ersten Liedern an abgelehnt
hat, mit den Wölfen zu heulen. Gleich den ersten, noch so bescheidenen Erfolg hat er in die
Wahrung seiner uneingeschränkten Gedanken-, Rede- und Handlungsfreiheit umgemünzt, um
frei zu bleiben gegenüber Produzentenwünschen, Medienverlockungen und Vorgaben der
Plattenfirmen. Er hat sich keinem Trend angeschlossen, keiner Mode unterworfen, von keiner
Partei, keiner Interessengruppe und keinem Konzern einvernehmen lassen. Er duldet heute
wie damals keinen Sponsor für seine Tourneen, er macht für kein Produkt Werbung und gibt
keinen Ton und keine Zeile seiner Lieder dafür her. Mey ist nicht auf Galas zu sehen, nicht
auf Vernissagen und nicht da, wo die üblichen Verdächtigen die Kreation einer „Hunde-
Wellness-Line“ feiern. Man sucht ihn vergebens auf den bunten Fotos mit den Lächlern, die
sich an ihren Schampusgläsern festhalten, bei den Häppchen oder in der Schlange am kalten
Buffet. Man wird ihn nicht auf Kanzlerfesten treffen und nicht bei der Pirouette auf dem
Roten Teppich vor der Filmpremiere. Mey gehört keinem Event-Manager, keinem Politiker
und keinem Medienzaren, Mey gehört nur sich selbst. Er ist unkäuflich und unverkäuflich,
„niemands Herr und niemands Untertan“, wie er singt, niemandem verpflichtet, außer seinen
eigenen Idealen und dem Respekt seiner Zuhörer.

Seine Lieder sind wie Theaterstücke, sind Dramen und Komödien, sind Posse und Requiem.
Sie sind voller Trauer und Freude, voller Spott und Mitgefühl, voller Trost – und all diese
Empfindungen sind ganz nah beieinander in seinen Liedern, wie in unserem Leben. Es sind
private Weltereignisse, selbst erlebt, miterlebt, tief nachempfunden und in einer von immer
treffenden Bildern reichen Sprache meisterhaft erzählt. Es sind originalgetreue Miniaturen, in
denen man auch beim hundertsten Mal hören noch eine neue Wendung, ein verstecktes
Lächeln, einen hintergründigen Seitenhieb entdeckt. Es sind meisterhaft geschmiedete Verse,
mit unbändiger Freude an der Sprache und brillantem Wortwitz Silbe für Silbe liebevoll
ziseliert, Zeugnis einer vom Aussterben bedrohten Kunst, in der er ganz einfach nicht zu
übertreffen ist.

Reinhard Mey ist wieder unterwegs. Auch diesmal hat er sich einen Marathon von 60
Konzerten vorgenommen, das ist seine Distanz, sagt er. Über ein Jahr lang hat er sich darauf
vorbereitet: Mit seinem 23. Studioalbum „Nanga Parbat“, mit der Auswahl der Lieder für sein
Bühnenprogramm, das einer wohlüberlegten Dramaturgie folgend einen Bogen spannen soll
vom Anfang bis heute, mit dem Einstudieren der Lieder und nicht zuletzt mit dem
athletischen Training der Stimme und der Kondition, die es braucht, um 60 Tage lang Abend
für Abend 2 1/2 Stunden allein auf der Bühne zu stehen, zu singen und zu agieren – das ist
Leistungssport...

Reinhard Mey hat sich verändert, ja, wie wir alle uns mit jedem Tag verändern, wenn wir
nicht versteinern. Nein, Reinhard Mey ist „nicht mehr der alte“, er ist nicht stehen geblieben,
er ist 500 Lieder weitergegangen, reifer geworden und weiser, dabei hat er seine Zähne nicht
verloren und seine Lieder nicht ihren Biss. Er ist direkter geworden, wissend, dass er nicht
mehr alle Zeit der Welt hat, um zu sagen, was er sagen will. Die Zeitgeiststürme haben ihm
nichts anhaben können und nicht der Wandel der Zeiten, weil er sich immer selbst treu
geblieben ist und seinen Idealen von Menschlichkeit, Aufrichtigkeit und Frieden. Er geht
seinen Weg noch immer aufrecht.

Er geht allein auf die Bühne, heute wie damals, wie beim allerersten Mal. Das alte Fieber ist
da, das alte Feuer, die Anspannung. Einsam steht er da mit einer Gitarre, schwarz im
Lichtkegel des Scheinwerfers, ganz im Hier und Jetzt. Verletzlich, dünnhäutig, nur auf sich
allein gestellt, nur seine Lieder tragen ihn. Einsam aber geborgen in der Zuneigung, die ihm
das Publikum entgegenbringt. Er ist im Zwiegespräch mit seinen Zuhörern, wenn er erzählt,
er füllt den Raum mit Wärme, wenn er singt. Er gibt alles, gibt sich ganz, verausgabt sich,
verbrennt sich, zündet alle Lichter an für diesen einen Abend. Das wievielte Konzert in
seinem Leben, der wievielte Tag dieser Tournee mag das sein? Die Frage, stellt er sich nicht:
Dieser Abend ist das einzige, was zählt, dieser Abend ist der wichtigste in seinem Leben,
diesen Abend gibt es nur ein einziges Mal, dieses Konzert soll das Beste werden, das schönste,
unvergesslich - Reinhard Mey will noch immer wie Orpheus singen!

 

Tickets für Innsbruck unter
http://www.oeticket.com oder http://webticket.at/ 
Infos auch unter: http://www.congress-innsbruck.at 

 

 

"Ich habe mich nie verstellt"

Reinhard Mey im Interview über seine 40 Jahre im Musikgeschäft - Aktuell zur Tour 2006

Reinhard Mey ist ein Phänomen: Vor 40 Jahren nahm er seine erste Platte auf und hält sich seither beharrlich im Musikgeschäft. Ein aufmerksamer, liebevoller aber auch kritischer Beobachter seiner Umwelt ist er geblieben – und füllt heute wie damals die Hallen. Thomas Joppig hat mit ihm gesprochen.

Sie haben vor 40 Jahren ihre erste Platte aufgenommen, füllen heute immer noch die Häuser. Sie halten 40 Jahre durch, in der Popszene hat man nach 40 Monaten schon ein Comeback. Wie erklären Sie sich ihren eigenen Erfolg?

(Nachdenklich) Ach, ich erkläre lieber nicht. Ich blicke über diesen weiten Zeitraum, ich bin dankbar und glücklich, aber ich will nicht erklären.

Weil ein bisschen Zauber noch erhalten bleiben soll?

Ja. Ich habe kein festes Erfolgsrezept, ich habe einfach immer nach meinem Schnabel gesprochen und geschrieben. Und ich habe mich bemüht, zwischen dem, was ich singe und dem was ich denke und lebe, eine Gemeinsamkeit zu bewahren. Es muss entsetzlich schwierig sein, sich 40 Jahre lang zu verstellen. Deshalb habe ich mich von Anfang nie bemüht, mir ein Image zu schnitzen, das mir nicht entspricht. Denn so kann ich auch dann vor mir gerade stehen, wenn ich mal mit einem Projekt Schiffbruch erleide.

Ihre Konzerte waren besonders in den neuen Bundesländern schnell ausverkauft. Gibt es, 15 Jahre nach der Wiedervereinigung, immer noch so etwas wie einen Reinhard-Mey-Nachholbedarf?

Das ist schwer zu sagen. Ich habe das mit großer Freude gesehen. Ich glaube, dass die Leute in Ostdeutschland einfach jahrelange Übung darin haben, zwischen den Zeilen zu hören und zwischen den Zeilen zu lesen.

Wie erleben Sie die Zeit vor dem ersten Konzert einer Tournee?

Die Minuten vor dem Konzertbeginn sind die Hölle. Das ist der Preis für das Glück, das mein Beruf mit sich bringt. Aber ich darf mich nicht beklagen: Dass ich vor Menschen singen kann, dass ich mit ihnen meine Gedanken teilen kann, dass sie mir zuhören, mir ihre Sympathie, ihre Wärme geben. Das ist wirklich ein Gefühl, das glücklich macht, das demütig macht, das wirklich ein Geschenk ist.

Was bekommen die Besucher diesmal zu hören?

Eine ausgewogene Mischung (lacht.) Es gibt mehr als eine gute Hand voll neuerer Lieder. Bei den alten Liedern ist es immer eine Kunst die Titel herauszusuchen. Und ich hoffe,

dass ich mich diesmal sehr klug entschieden habe. Es ist wie beim Kochen: Ich habe lauter wunderbare Zutaten, aber wenn ich sie im falschen Verhältnis

zusammenrühre, dann kommt etwas ganz Ungenießbares dabei heraus.

Sie legen ja viel Wert darauf, ihre Lieder selbst zu schreiben. Ihre Biografie "Was ich noch zu sagen hätte", die in diesen Tagen erschienen ist, hat ein anderer geschrieben.

Bernd Schroeder hatte bereits in den 70er Jahren ein Interview mit mir geführt. Für das Buch haben wir viele lange Gespräche geführt, die auch in wörtlicher Rede abgedruckt wurden. Es war witzig. Wir sind uns im

Laufe der Zeit immer näher gekommen. Am Schluss war Bernd wie ein Familienmitglied, wie ein Onkel, der alle paar Wochen mal zum Kaffee zum Klönen kommt. Und

ich habe mir schon überlegt, dass ich mich, vielleicht in 20 Jahren, noch mal selber hinsetze und alles noch mal aus meiner Sicht erzähle. Dann bin ich auch ein Stück weiter auf dem Lebensweg und kann noch mehr erzählen,

noch mehr in die Tiefe gehen.

Sie haben nach 23 Jahren erstmals wieder ein

Album auf Französisch herausgebracht. Wie kam es dazu?

Ich musste damals aufhören, auf Französisch zu schreiben und in Frankreich aufzutreten, weil ich sonst zu wenig Zeit für meine Kinder gehabt hätte. Ich wollte die Arbeit

an den französischen Liedern aber schon damals wieder aufnehmen. Im vergangenen Jahr waren alle drei Kinder aus dem Haus. Und so habe ich die französische

Sprache wieder für mich entdeckt. Es ist eine große Freude, wenn man so eine Fähigkeit nicht verlernt hat. Dann merkt man plötzlich, dass der Oldtimer, der so lange aufgebockt gestanden hat, noch immer funktioniert, wenn er ein bisschen poliert, geölt und richtig angeworfen wird.

Eine Zeitung schrieb über Ihr Album "Douce France", sie hätten ihre Lieder "auf Französisch veredelt".

Empfinden Sie das selbst auch so?

Wir Deutschen haben eben eine sehr störrische und manchmal sehr bockige Sprache, die ich aber ganz besonders liebe. Dieses Eckige und Kantige, das manchmal roh wirkt und einem manchmal einen Schrecken einjagt. Das Französische fließt ein bisschen mehr, es gibt mehr Vokale, weniger Konsonanten. Keine Frage, das singt sich leichter. Zudem ist es

eine große Chance, ein Lied ein zweites Mal schreiben zu können. Man weiß noch genau, was man beim ersten Mal unterbringen wollte, aber nicht konnte. Und beim zweiten Mal ist plötzlich für einen Mosaikstein noch ein Platz.

Es ist, als ob man eine Glocke ein zweites Mal gießt. Man bringt eine Sache, die schon fertig war, noch mal in einen flüssigen Zustand und gießt sie in eine neue Form. Und es kommt etwas Anderes dabei heraus.

Sie haben sich immer wieder vehement für eine Quote deutschsprachiger Musik eingesetzt...

Man fordert so etwas, und weiß, dass es wahrscheinlich gar nicht durchführbar ist. Ich denke, man stellt manchmal Maximalforderungen, um ein bisschen was anzustoßen. Ich bin sehr froh, dass wir zur Zeit sehr viele junge Leute

haben, die sich auf Deutsch musikalisch ausdrücken. Aber das, was jetzt an deutschsprachigen Liedern gespielt wird, stammt alles aus den Jahren 2005 oder 2004. Der deutsche Musikbereich ist ja noch viel größer, es könnte ja auch mal was von Otto Reuter oder Götz Alsmann im Radio laufen. In den Slogans der Radiosender ist immer von Vielfalt und Auswahl die Rede. Aber es ist keine Vielfalt. Es ist eine Auswahl von hundert Titeln.

Wie entstehen Ihre Lieder?

Die Idee trifft einen wie ein Blitz aus heiterem Himmel, auch an Orten, wo man überhaupt nicht damit rechnet, und wo man die Idee im Prinzip auch überhaupt nicht gebrauchen kann.

Sie werden in zwei Jahren 65, ein Alter in dem sich Arbeitnehmer zur Ruhe setzen. Sie aber nicht, oder?

Nein, ich habe mir so lange ich denken kann, gewünscht und erträumt, diesen Beruf machen zu können. Und jetzt möchte ich mich daran erfreuen, so lange ich kann. Über das Alter habe ich mir das letzte Mal am Abend vor meinem 30. Geburtstag Gedanken gemacht. Damals

ging mir der Spruch "Trau keinem über 30" durch den Kopf, und ich habe mich gefragt, wie es mit mir weiter gehen soll. Seither empfinde ich es als eine wahnsinnig schöne und aufregende Erfahrung, älter zu werden, und einem immer größeren Katalog von Dingen im Leben zu haben, die mir widerfahren sind. Es war toll, 18 oder 28 zu sein, aber das muss ich jetzt nicht noch mal haben. Ich möchte in diesem Augenblick leben, weil man nicht weiß, wie viele noch kommen.

Das Interview führte Thomas Joppig

 

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